Typografie: TEIL 2 – FÜR DEN DESIGNER
- Sabrina Ulrich

- vor 5 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Nach dem wir im ersten Teil unseres großen Typografie-Artikels mit den Grundlagen beschäftigt haben, geht es im zweiten Teil um konkrete Tipps und Tricks für Design-Anfänger und Hobby-Gestalter.

Der Überbegriff lautet Makrotypografie und bezieht sich auf die Gesamtgestaltung einer Druckseite. In diesem Artikeln beschäftigen wir uns im ersten Schritt mit der Wahl der richtigen Schriftart. In Schritt 2 stellen wir Möglichkeiten vor diese anzupassen und so Struktur in die Texte zu bringen. Schritt 3 bezieht sich auf das Gesamtlayout der Seite.
In unserem Agenturalltag fällt uns immer wieder auf, dass es wiederkehrende ähnliche Verwendungsrichtlinien gibt. Diese wollen wir hier als Tipps mitgeben!
SCHRITT 1: DIE RICHTIGE(N) SCHRIFTART(EN) WÄHLEN
Es gibt unzählige verschiedene Schriftarten – da kann man gerade zu Beginn der Suche nach DER richtigen Schrift schon ein wenig verzweifeln. Wichtig zu wissen ist, dass die Schriftarten immer auch für unterschiedliche Inhalte stehen – sachlich bis hin zu emotional oder verspielt. Wodurch sich Schriften auszeichnen und welche Schriftarten es gibt, haben wir in Teil 1 behandelt. Schaut gerne mal rein!

Wie viele Schriftarten kann ich in einem Projekt verwenden?
Hier gilt grundsätzlich: weniger ist mehr! Gerne arbeiten wir mit 2-3 Schriftarten pro Projekt. Das empfinden wir als gute Abwechslung, allerdings ohne Einbußen bei der Lesbarkeit oder dem Gefühl von Unordnung. Der Flyer oder das Magazin nicht überladen wirken.
Tipp: Eine Kombination einer Serifenschrift mit einer Serifenlosen schafft insgesamt Spannung im Projekt!
SCHRITT 2: DIE SCHRIFTEN ANPASSEN UND GESTALTEN
Nachdem die passende(n) Schriftart(en) ausgewählt sind, können diese verändert und angepasst werden. Das ist notwendig, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu leiten. Durch verschiedene Schriftgrößen, Schriftschnitte und Schriftfarben werden Hierarchien unter den Textblöcken hergestellt. Hierarchien strukturieren den Text und geben dem Leser Orientierung, was gleichzeitig für ein besseres Verständnis des Textes sorgt.
Wie wähle ich die richtige Schriftgröße?

Bei der Wahl der richtigen Schriftgröße gibt es eine Faustregel: Die Schriftgröße der Überschrift ist doppelt so groß wie der Fließtext. Die gebräuchliche Schriftgröße für Fließtexte liegt bei 10 bis 12 Punkt. Bei 12 Punkt Fließtext ist die Überschrift dann 24 Punkt groß. Man kann den Kontrast noch verstärken, indem man das Verhältnis verdreifacht (hier dann 36 Punkt).
Welche Schriftgröße die richtige ist, hängt auch von dem Produkt ab, so verwenden wir auf Visitenkarten meist 7 oder 8 Punkt.
Welche Rolle spielen Schriftschnitte und Farben bei der Gestaltung von Texten?
Neben der Schriftart und der Schriftgröße gibt es verschiedene Schriftschnitte. Regulär, fett oder kursiv sind die gängigsten Varianten. Manche Schriftarten haben auch einen extradünnen oder extrafetten Schriftschnitt.

Schriftschnitte bestimmen die visuelle Hierarchie eines Textes, indem sie verschiedene Gewichtungen und Stile bieten, die dazu beitragen, wichtige Informationen hervorzuheben oder zu gliedern. Zum Beispiel können fette oder kursive Schriftschnitte verwendet werden, um Überschriften oder Betonungen zu kennzeichnen, während normale Schriftschnitte für den Fließtext verwendet werden, um eine optimale Lesbarkeit zu gewährleisten.
Darüber hinaus kann natürlich auch die Farbe der Schrift verändert werden. Farben tragen dazu bei, die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken, Emotionen zu vermitteln oder eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Eine sorgfältige Auswahl von Schriftschnitten und Farben kann somit beitragen, die Lesbarkeit zu verbessern und das visuelle Erscheinungsbild eines Textes zu optimieren.
Was ist eine Laufweite und wie verwendet man sie?
Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten die Schrift individuell anzupassen, zum Beispiel, indem man die Laufweite verändert.

Die Laufweite bezeichnet die horizontale Ausdehnung einer Schriftzeile. Hierfür werden die Breiten der einzelnen Zeichen (Dickte) und die Zeichenzwischenräume (Zeichenabstand) in Summe genommen. Eine richtige Laufweite ist wichtig! Stehen die Buchstaben zu eng, sind sie schlecht lesbar, stehen sie zu weit voneinander entfernt, wirkt der Text löchrig. Wichtig ist es die richtige Balance zu finden!
Generell kann man sagen: je größer die Schriftgröße, desto geringer sollte die Laufweite sein.
TIPP: Im Fließtext ist eine Laufweite von plus 10 noch gut verwendbar, ohne dass es dem Leser auffällt. Somit kann man hier ein wenig tricksen, um das Layout optisch ausgewogen zu gestalten.
Wir verwenden eine negative Laufweite immer nur, um optisch zu mogeln. Ein Absatz passt z.B. nicht zum restlichen Layout, da er um eine Zeile mit 2 Wörtern zu lang ist? Hier kommt uns die Laufweite von bis zu -30 genau Recht. Durch das engere Buchstabenbild zieht es die Zeile nach oben. Das verwenden wir nur in Ausnahmefällen und wenn es anders im Layout oder textlich nicht lösbar ist. Dem Leser selbst fällt es im gesamten Kontext dann nicht auf.

Wie kombiniert man diese Möglichkeiten?

Die Typografie der Schrift setzt sich also zusammen aus Schriftart + Schriftgröße + Schriftschnitt + Schriftfarbe (+Laufweite), was zu unendlichen Kombinations-Möglichkeiten führt.
Unser Tipp: Weniger ist mehr! In Dokumenten bis zu 10 Seiten, z.B. Flyer empfehlen wir mit maximal 4 Kombinationen zu arbeiten. Dies dient wieder der besseren Lesbarkeit und sorgt für mehr Ruhe beim Leser. In größeren Dokumenten, wie Handbüchern, dürfen mehr Kombinationen vorkommen. In den verschiedenen Kombinationen sollten sich Elemente wiederholen, um einen stimmigen Gesamteindruck zu schaffen. Auch hier gilt – einfach ausprobieren, um am Ende auf ein ausgewogenes Design zu kommen.
Perfekt! Jetzt hat man die ersten Meilensteine gemeistert, um den Text schön zu formatieren – weiter geht es mit ein paar wichtigen Dingen für ein ausgewogenes Layout.
SCHRITT 3: DAS SEITEN-LAYOUT

Das Schriftdesign ist stimmig und die Texte sind in sich strukturiert und hierarchisiert? Dann geht es jetzt um die Anordnung dieser Texte auf der gesamten Seite.
Wie kann man Text im Layout ausrichten?
Die Ausrichtung bezieht sich darauf, wie Absätze angeordnet werden. Es gibt insgesamt vier gängige Arten.
Standardmäßig wird die deutsche Schrift linksbündig ausgerichtet. Alle Kanten rechts sind hierbei ausgefranst. In Sprachen wie hebräisch oder arabisch findet die rechtsbündige Ausrichtung Anwendung. Hierbei sind die linken Kanten ausgefranst und rechts ist eine Kante.
Zusätzlich gibt es noch eine zentrierte Ausrichtung mit ausgefransten Kanten an beiden Seiten und mittigem Fokus. Auch diese Ausrichtung findet im gängigen Design eher wenig Anwendung. Wir verwenden es z.B., um Zitate hervorzuheben oder auch in Grafiken.
Diese drei Ausrichtungen werden auch Flattersatz genannt. Flattersatz gilt insgesamt als eher unruhig und kann gut zum Auflockern von Textpassagen mit wenig Text verwendet werden.
Eine im Design oft verwendete Form ist der Blocksatz. Hier ist die Schrift sowohl links als auch rechts bündig. Aufgrund der besseren Lesbarkeit ist diese Ausrichtung insbesondere für längere Texte geeignet. Gerade im Magazinlayout ist das unsere am häufigsten verwendete Ausrichtung.
Wie wählt man den Zeilenabstand passend?
Der Zeilenabstand bezieht sich auf den vertikalen Abstand zwischen Textzeilen. Dieser wird von Gr
undlinie zu Grundlinie gemessen und ist unterschiedlich dick. Bei Gedrucktem wird er traditionell in Punkten gemessen – für das Web und auf digitalen Geräten wird er als Zeilenhöhe bezeichnet. Diese kann in Pixel, Punkt oder Zentimeter ausgedrückt werden.
Man sagt der optimale Zeilenabstand liegt bei 120% der Schriftgröße. Bei 12 Pt beträgt dieser also 14,4 Pt.

Wobei hilft das Raster?

Eine der Hauptaufgaben in der Typografie ist es Schrift und andere Gestaltungselemente in Form zu bringen. Ein Raster bringt Ordnung und Hierarchie auf eine Seite – es bildet den Mittelpunkt eines jeden Designs. Gerade für Designer sind Raster ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit und helfen beim gleichmäßigen Anordnen von Inhalten.
Insbesondere im Printbereich, wo oft ganze Broschüren und Bücher mit viel Text erstellt werden, empfiehlt es sich das Grundlinienraster zu nutzen. Bei kleineren Projekten reicht oft ein umlaufender Rahmen, der die Abstände zu den Seiten des Dokuments anzeigt.
Wir arbeiten gerne mit Grundlinienrastern, behalten uns jedoch gerne auch die Freiheit etwas „aus dem Raster tanzen zu lassen.“ Ordnung ist wichtig und erleichtert auch die Lesbarkeit bzw. das Zurechtfinden des Lesers. Allerdings kann es auch ein wenig langweilig wirken. Abhilfe schaffen wir z.B. indem wir Bildelemente außerhalb des Rasters setzen bzw. bis zum Rand.
Noch Fragen oder Anregungen?
Wir haben viel Wissen und Tipps und Tricks geteilt und hoffen, dass diese Artikelserie hilfreich war. Wir schauen weiter gespannt auf die immer wieder neuen Trends in der typographischen Gestaltung.
Gerne könnt ihr euch bei Fragen zum Thema Gestaltung und Typografie bei uns melden.




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